Aufnahme der Gemeinde Ranstadt in die „Kompass-Familie“

... und ein Programm für mehr Sicherheit vor Ort

Vorstellung des Kompass-Programms und des Prozesses
Vorstellung des Kompass-Programms und des Prozesses
Aufnahme in den Prozess "KOMmunal-ProgrAmm Sicherheits-Siegel"
Aufnahme in den Prozess "KOMmunal-ProgrAmm Sicherheits-Siegel"
Aufnahme in den Prozess "KOMmunal-ProgrAmm Sicherheits-Siegel"
Vorstellung des Kompass-Programms und des Prozesses

OBER-MOCKSTADT (mü). Auf den Stufen des Ober-Mockstädter Bürgerhauses hat der Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Mittelhessen, Bernd Paul, Urkunde und Rathausschild des Kompass-Programms des hessischen Innenministeriums für mehr Sicherheit vor Ort an Ranstadts Bürgermeisterin Cäcilia Reichert-Dietzel (SPD) übergeben. Die Gemeinde ist damit die 18. in Hessen und nach Büdingen, Bad Nauheim und Bad Vilbel die vierte im Wetteraukreis, die in den Prozess "KOMmunal-ProgrAmm Sicherheits-Siegel" aufgenommen wird und an der Entwicklung eines passgenauen Sicherheitskonzeptes für die Kommune unter Mitwirkung von Polizei, Politik und Bürgern teilnimmt. Zahlreiche ranghohe Beamte des Polizeipräsidiums Mittelhessen, Seniorenbeiräte und Sicherheitsbeauftragte der Kommune sowie Vertreter des Gemeindevorstandes wohnten der Übergabe bei.

Vorangegangen war eine Begrüßung im großen Saal des Bürgerhauses durch Ranstadts Bürgermeisterin Cäcilia Reichert-Dietzel sowie eine Darlegung des Kompass-Programms und -Prozesses durch Polizeipräsident Paul und die Kompass-Beauftragten des Polizeipräsidiums Mittelhessen, Kriminalhauptkommissar Jörg Schormann und Polizeihauptkommissarin Sonja Böhm. Reichert-Dietzel unterstrich in ihrer Ansprache vor allem die Bedeutung der Bürgermitwirkung, wo immer es um Fragen der Sicherheit und somit der Lebensqualität am eigenen Wohnort ginge. Das Kompass-Programm für mehr Sicherheit, das in den kommenden Jahren schrittweise für Ranstadt und seine Ortsteile umgesetzt werden solle und an dessen Ende die Verleihung des Kompass-Siegels stünde, sehe eine enge Zusammenarbeit zwischen der Polizei in all ihren Funktionen, der Politik und Verwaltung, aber auch der Bürgerinnen und Bürger vor, die durch Befragungen von Anfang an in den Prozess eingebunden würden. „Es besteht eine Pflicht für jeden Staatsbürger, sich an derart wichtigen kommunalen Aufgaben zu beteiligen, und ich bitte um Ihrer aller Teilnahme“, sagte die Bürgermeisterin. „Staatsdiener wissen dies: Wir alle sind nicht nur Kunden und Nutznießer eines Gemeinwesens, wir müssen es aktiv mitgestalten und uns einbringen.“

Polizeipräsident Bernd Paul hieß Ranstadt herzlich in der „Kompass-Familie“ willkommen. Das Programm sei 2017 als „Teil der hessischen Sicherheitsarchitektur“ im hessischen Innenministerium entwickelt und zunächst in vier Modellkommunen eingeführt worden. Es ermögliche über einen mehrjährig angelegten Prozess hin die Ausarbeitung eines passgenau auf die jeweilige Gemeinde, ihre Probleme und Anliegen ausgerichteten Sicherheitskonzepts. Am Ende dieser Phase stehe die Verleihung des Kompass-Siegels als Kennzeichen einer sicheren Gemeinde. „Das Schöne am Kompass-Prozess ist, dass er dank der Bevölkerungsbefragung und der Sicherheitskonferenzen aller Beteiligten aus Polizei, Politik, Vereinen, Schulen, Kitas und Kirchen sowie Jugend-, Senioren- und Migrationsbeauftragten ganz eng an der Basis und den speziellen Problemen vor Ort arbeitet“, unterstrich Paul. „Je mehr Gemeinden und Menschen mitmachen, umso größer wird der Schatz an Erfahrungen, die einfließen, umso besser die Vernetzung, umso stärker aber auch die Passgenauigkeit für die jeweilige Kommune. Was wir Ihnen mitbringen, ist der Plan für einen Prozess – Sie werden das Kompass-Programm vor Ort mit Leben erfüllen. Am Anfang steht die Frage: Was belastet und besorgt die Bürger in Ranstadt in Sachen Sicherheit?“ Durch Befragungen und Sicherheitskonferenzen würden die wichtigsten Probleme benannt und gesammelt. Vielfach handele es sich hierbei um Fragen des Verkehrs, der Ordnung und Sauberkeit, der Müllentsorgung oder des Vandalismus sowie der ausreichenden Beleuchtung und Einsehbarkeit von Straßen und Plätzen, um Personen und Gruppen im Ort, die „störend und verängstigend“ wirken könnten, um Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit, um Formen von Straftaten, die geschähen oder befürchtet würden, wie zum Beispiel Drogenhandel. „Kompass versucht im ersten Schritt, das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger einer Gemeinde abzubilden, das sich durchaus deutlich von der objektiv gegebenen Sicherheitslage unterscheiden kann“, erläuterte Bernd Paul. „Objektiv ist Ranstadt eine sehr sichere Gemeinde. Hochgerechnet auf eine Zahl von 100000 Einwohnern – wobei Ihrer Kommune ja nur 5000 Bewohner angehören – hätte sich hier 2019 eine Zahl von 1530 Straftaten ergeben, hessenweit sind es 5446 auf 100000 Einwohner, bundesweit 6386“, rechnete der Polizeipräsident vor. „Sie sehen: Man lebt in Ranstadt um ein Mehrfaches sicherer als an anderen Orten in Hessen. Dennoch ist natürlich jede Straftat eine zu viel und kann gravierende Folgen für den Einzelnen und das Sicherheitsgefühl einer ganzen Gemeinde haben. Von daher ist es sehr zu begrüßen, dass Sie sich für den Kompass-Prozess entschieden haben, der auch nach der Verleihung des Siegels nicht abgeschlossen ist. Das Thema Sicherheit wandelt sich ständig und bleibt dynamisch.“

Im Anschluss legten die Kompass-Beauftragten des Polizeipräsidiums Mittelhessen, Kriminalhauptkommissar Jörg Schormann und Polizeihauptkommissarin Sonja Böhm, die einzelnen Etappen des Kompass-Prozesses von der Bewerbung über die ersten Beratungsgespräche, den Beschluss der Gemeindevertreterversammlung zum Beitritt und die Aufnahme in das Programm dar. „An dieser Stelle stehen Sie heute“, betonte Jörg Schormann. „Gleich im Anschluss an die offizielle Aufnahme in das Programm werden wir die erste gemeinsame Sicherheitskonferenz abhalten. Es folgt die Bevölkerungsbefragung. Die hierbei gestellten fünf wesentlichen Fragen zum Thema Sicherheit wurden in Kooperation mit der Universität Gießen entwickelt. Inzwischen wissen wir, dass die Ergebnisse durchaus repräsentativen Charakter haben und das subjektive Sicherheitsgefühl angemessen und passend zur tatsächlichen Lage vor Ort abbilden.“

„Die Kompass-Mischung aus Polizei, Bürgerschaft und Kommune ist relativ unschlagbar“, unterstrich auch Sonja Böhm. „Wichtig ist, dass alle Ergebnisse und die einzelnen Schritte zur Verbesserung der Sicherheitslage kommuniziert werden und wiederum an die Basis gelangen. Wir werden mit ihnen auch vor Ort unterwegs sein, dort, wo viele Menschen zusammenkommen, ebenso an den neuralgischen Punkten, wo es Probleme gibt, welcher Art auch immer. Realistisch gesagt, werden wir nicht alles verändern und retten, aber gemeinsam kommen wir mit Sicherheit sehr weit und können eine Menge tun, um das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger zu verstärken.“ (Text: Inge Schneider)

Weitere Infos: www.kompass.hessen.de