Ranstadt-Dauernheim: Rund 150 interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Dauernheim und Umgebung kamen am Donnerstag in die Gemeindehalle in Dauernheim. Zu Beginn der Veranstaltung gab es mehrere Informationsstände. Am Stand von Prokon konnten sich die Gäste anhand von Karten über die genaue Lage der geplanten Anlagen informieren. Die Bürgermeisterin und Mitglieder der Gemeindevertretung standen für Gespräche zur Verfügung. Am Stand der LEA wurde auf die zahlreichen Faktenchecks zum Thema Windenergie hingewiesen, die auch auf der Internetseite der LEA zu finden sind. Besonderes Interesse riefen die Visualisierungen der Windenergieanlagen hervor, welche gemeinsam von der Gemeinde und dem Bürgerforum erstellt und auf einem großen Bildschirm präsentiert wurden.
Um 19 Uhr wurde das Plenum mit Vorträgen der LEA und von Prokon eröffnet. Im Einstiegsvortrag ging Anna Forke, LEA, auf die Notwendigkeit der Energiewende aufgrund des Klimawandels ein.
Sie erklärte die verbindlichen Vorranggebiete für Windenergieanlagen in der hessischen Regionalplanung und das umfassende Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen.
Patrick Leidner, Prokon, stellte in seinem Vortrag den aktuellen Planungsstand des Windparks in Ranstadt dar. Er ging auf finanzielle Beteiligungsmöglichkeiten ein und räumte Bedenken zur Wirtschaftlichkeit der Anlagen und möglichen Gefahren wie Eiswurf oder umweltschädliche Stoffe in den Anlagen aus.
Das Unternehmen plant mit Baubeginn circa 2025/2026 und ein Jahr später sollen sich ihrem Plan nach Windenergieanlagen in Dauernheim drehen.
Abschließend präsentierte Sarah Albiez, Bürgerforum, Aufnahmen von Ad-Hoc-Visualisierungen, welche Sie gemeinsam mit der Gemeinde von verschiedenen Blickpunkten rund um das Planungsgebiet, erstellt hat. Die Aufnahmen sind geeignet, sich einen ungefähren Eindruck der beiden Windenergieanlagen zu machen und wurden von den Gästen im Saal gespannt verfolgt. Die Videos sind, wie die Präsentationsfolien, auf der Webseite des Bürgerforums im Untermenü zu Ranstadt zu finden.
Nach der inhaltlichen Vorstellung der Planungen begrüßte auch Bürgermeisterin Cäcilia Reichert-Dietzel die Anwesenden. Sie informierte über den bisherigen Sachstand und dass die Gemeindevertretung mehrheitlich der Planung zugestimmt habe. Die Verhandlung der Pachtverträge zwischen Prokon und der Gemeinde seien sehr weit fortgeschritten und nun stünden noch juristische Feinabstimmungen an, so Reichert-Dietzel.
Der Dauernheimer Ortsvorsteher, Dr. André Hülsbömer, äußerte in seiner Stellungnahme Zweifel, ob Windenergieanalagen ökologisch sinnvoll seien. Zwei Tage später, bei der Begehung, revidierte er seine Aussage und entschuldigte sich. Nach wenigen Monaten hat demnach eine Windenergieanlage an Land mehr CO2-Emissionen eingespart als ihre Herstellung, Verkabelung und das Recycling freigesetzt hat und haben wird, erklärte Forke bereits während ihres Vortrags am Donnerstag. Für das Thema Ökobilanz hat das Bürgerforum eigens ein Faktenpapier erstellt und am Samstag verteilt – es ist ebenfalls online zu finden und liegt zeitnah auch im Rathaus aus.
Nach dem Ortsvorsteher hatten auch Vertreterinnen und Vertreter der vier Gemeinderatsfraktionen die Möglichkeit, in drei Minuten eine Stellungnahme abzugeben. Günther Ruppert (SPD) plädierte, wie ein Großteil seiner Fraktion, für den Windenergieausbau in Ranstadt. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Loh erwähnte, dass man in der CDU mehrheitlich für die Windkraft votiere, auch wenn es in der Fraktion unterschiedliche Meinungen dazu gab. Die Freien Wähler, vertreten durch Claudia Pretsch, positionieren sich hingegen klar gegen die Windenergieanlagen bei Dauernheim. Mit einem eindeutigen Plädoyer für den Ausbau erneuerbarer Energien, auch vor Ort in Dauernheim, schloss der Fraktionsvorsitzende für Bündnis 90/Die Grünen, Christian Gugler, die Runde.
In sachlich-kritischem Ton folgte dann die Diskussionsrunde mit LEA und Prokon, in der viele Fragen aus der Bürgerschaft beantwortet werden konnten. Während der Bauphase rechnet die Prokon mit etwa 300 LKW für beide Anlagen inklusive aller Baumaßnahmen bei der Zuwegung, gab Herr Leidner auf Rückfrage an. Auf den Vorwurf, dass Anlagen immer stillstehen würden, gab er die Vielzahl an Gründen wieder, die neben der Überlastung des Stromnetzes dafür verantwortlich sein können, dass sich Windenergieanlagen in der Nachbarschaft nicht drehten So können etwa Abschaltungen zum Schutz von Tieren oder Anwohnenden (zum Schutz vor Lärm oder Schatten) oder Wartungsarbeiten der Grund dafür sein. Infraschall werde von vielen technischen Anlagen erzeugt, so auch von Windenergieanlagen. Dieser sei der aktuellen, umfassenden Studienlage nach für die menschliche Gesundheit unbedenklich, so Anna Forke von der LEA auf Rückfragen dazu. Beim offenen Ausklang an den Informationsständen führten die Anwohnenden noch angeregte Gespräche mit den Fachleuten des Projektentwicklers und der LEA.
Am Samstagmorgen trafen sich etwa 20 Bürgerinnen und Bürger zur geführten Begehung des Planungsgebietes. Mit dabei waren wieder neben der Bürgermeisterin der Projektleiter Patrick Leidner (Prokon), Anna Forke (LEA) und Sarah Albiez (Bürgerform). Mit Visualisierungen wurde am Treffpunkt Wasserhaus erneut auf das Thema Sichtbarkeit der Anlagen eingegangen. Nach einem gemeinsamen Fußmarsch erreichte die Gruppe den geplanten Standort der ersten Anlage – WEA 1. Die Turmmitte der Anlagen sowie die benötigte Fläche und das Fundament wurden zwei Tage zuvor von einem amtlichen Vermesser abgesteckt, erklärte Leidner. Insbesondere die Auswirkungen der Bauphase interessiert die Gruppe, die zu großen Teilen aus Anwohnenden des Vorranggebietes bestand.
Auf beiden Veranstaltungen zeigte die Bürgerschaft großes Interesse an den Infoveranstaltungen und viele Fachfragen wurden kritisch diskutiert.